Klappkameras

Meine erste Zeiss Ikon Kamera war die Ikonta 35. Auf dem Flohmarkt für noch nicht einmal 2,50 Euro erworben,  wurde dieses Gerät zum Auslöser meiner jetzigen Fotoapparate Sammlung. Die schlichte Formgebung mit den abgeschrägten Ecken hatte es mir angetan. Um so mehr als dass sich dieses Design bei Zeiss-Ikon fast nahtlos bis in die 70er Jahre hinein fortsetzt.


Zeiss Ikon Ikonta 35

Die Ikonta 35 ist eine einfache, aber bestechend hochwertige Kamera. Entwickelt wurde sie 1948 als erste Neukonstruktion für Zeiss Ikon nach dem Krieg. Die Kamera wirkt zunächst klein und handlich. Beim Gebrauch merkt man jedoch schnell, dass die Bedienelemente nicht wie üblich angelegt sind. So finden sich Vor- und Rückspulknopf sowie das Filmzählwerk auf der Unterseite, das Stativgewinde hingegen auf der Oberseite der Kamera. Da das Objektiv nach unten herausklappt, sind Einstellungen bei Aufnahmen vom Stativ wohl nur schwierig möglich. (Bei den späteren Typen Contina und Contessa behob man bei Zeiss Ikon das Problem indem man das Stativgewinde in der Frontklappe einfügte) Es gab die Ikonta mit verschiedenen Objektiven und Verschlussarten. Mein kleiner Apparat hat ein Zeiss Novar-Anastigmat 1:3,5/45mm Objektiv in Prontor SV Verschluss. Damit kommt man mit einem 100 ASA (21 DIN) Film eigentlich bei jedem Wetter zurecht. Blitzen ist durch die Vollsynchronisation auch kein Problem, da ein Elektroblitz bei jeder Verschlusszeit eingesetzt werden kann.


Zeiss Ikon Contina II

Eng verwandt mit der Ikonta 35 ist die hier gezeigte Contina II. (Bei Zeiss Ikon sind die Modell-Bezeichnungen manchmal etwas verwirrend) Dieses Modell bietet mit einem eingebauten (aber nicht gekuppelten) Entfernungsmesser, dem Zeiss-Tessar Objektiv mit einer Lichtstärke von 1:2,8 und dem schnellen Compur-Rapid Verschluss (1/500 sec) für den ambitionierten Hobbyfotografen schon einiges. Ein großer Vorteil bei voll mechanischen Apparaten: es kann bei pfleglicher Behandlung nur wenig kaputtgehen. Von Zeit zu Zeit ein Tröpfchen Öl auf das Hemmwerk im Verschluss, einen Hauch Fett auf die Federn und immer trocken aufbewahren.


Zeiss Ikon Contessa 35

Das Luxusmodell der klappbaren Kameramodelle von Zeiss Ikon war jedoch die Contessa 35, die einen Hauch von „Contax Gefühl“ vermittelte. In dieser, selbst für heutige Verhältnisse kleinen Kamera war alles verbaut was damals gut und teuer war. Ein gekuppelter Drehkeil Entfernungsmesser und ein Belichtungsmesser sorgen bei allen Situationen für einwandfrei scharfe Bilder. Das weltberühmte Zeiss-Tessar Objektiv war ein weiteres wichtiges Verkaufsargument. Diese Kamera kostete bei ihrer Markteinführung im Jahre 1950 schon 400.- DM. Ein Facharbeiter brachte ca. die Hälfte dieser Summe im Monat nach Hause. Ein Renner wurde die Contessa nicht, sie war schlicht zu teuer und wurde 1955 mitsamt den anderen Faltkameras eingestellt. Der Trend ging klar zu kompakten, einfach zu bedienenden und vor allem preisgünstigen Sucherkameras.


Kodak Retina IIc

Auch andere Hersteller hatten schöne und hochwertige Kameras im Programm: Hier zum Beispiel die Kodak Retina IIc die als Besonderheit ein wechselbares Satzobjektiv hat. Ähnlich wie bei der Zeiss Ikon Contaflex und der Kodak Retina Reflex wird hier die vordere Objektiveinheit gegen ein passendes Tele- oder Weitwinkel-Element getauscht. Dies erfordert bei einer Sucherkamera jedoch einen passenden Aufstecksucher und ein wenig Geduld beim Scharfstellen, da die ermittelten Entfernungen auf eine separate Skala übertragen werden müssen. Das Standardobjektiv der Retina IIc ist ein hervorragendes 6-Linsiges Xenon der Fa. Schneider-Kreuznach mit einer Lichtstärke von 2,8. In Punkto Brillanz und Schärfe der aufgenommenen Bilder ist es selbst den teuren Zeiss Tessaren überlegen.


Voigtländer Vitessa

Auf dem Bild links ist eine der wohl seltsamsten Konstruktionen des deutschen Kamerabaus: die Voigtländer Vitessa. Die ersten Vitessas wurden bereits um 1950 gebaut. Bis zur Markteinführung wurden die Modelle noch einige Male geändert. Auf der Sonderschau für formgerechte Industrieerzeugnisse auf der Hannover Messe wurde die Vitessa Ende Februar 1953 dann zum ersten Mal auch der deutschen Öffentlichkeit gezeigt. Für gute Industrieform und Design räumte sie in den folgenden Monaten in rascher Folge etliche Preise ab. Das und die damit verbundenen Ausstellungen sorgte für eine gern angenommene zusätzliche Publicity. Mein  Modell hier ist eine der letzten Klapp-Vitessas die bis ca. 1956 gebaut wurden.

Aus einem Werbetext jener Zeit: „Ein Druck des rechten Zeigefingers auf den Auslöser bringt die Vitessa in Aufnahmebereitschaft. Gleichzeitig wird auch die „Combi-Taste“ sichtbar, die bei geschlossener Kamera völlig im Gehäuse verschwindet. Sie wird mit dem linken Zeigefinger bedient und transportiert den Film, spannt den Verschluß und stellt das Zählwerk weiter. Dieses befindet sich hinter dem kleinen Fensterchen unter dem Entfernungsmesserausblick, zusammen mit einem praktischen Filmsortenanzeiger. Zum Filmtransport hebt sich automatisch die Filmandruckplatte ab. Das gewährleistet leichten Transport und schont den Film. Die Betätigung des Entfernungsmessers übernimmt der rechte Daumen an einer griffig gerändelten Einstellscheibe an der Rückseite der Kamera. Durch sie wird gleichlaufend die, versenkt in die mattverchromte Kopfplatte eingelassene, Tiefenschärfenuhr eingestellt. Der Präzisionsentfernungsmesser ist mit dem Sucher einblicksgleich und besitzt einen vollautomatischen Parallaxenausgleich für Aufnahmen auf kurze Entfernung. Der hervorragenden mechanischen Ausstattung der Vitessa-Modelle ist die optische ganz und gar würdig. Bei dem Modell für 225 Mark ist das weltweit bekannte, farbkorrigierte Color-Skopar 1:3,5 eingebaut; in dem Spitzenmodell der Vitessa aber das ultralichtstarke, sechslinsige Ultron 1:2,0, ein Meisterobjektiv der berühmten Voigtländer-Hochleistungsanastigmate. Beide Objektive sind vergütet und begeistern durch eine hervorragend naturgetreue Wiedergabe bei Schwarzweiß- und Farbaufnahmen.“ 

Die Vitessa begeistert noch heute durch ihre ungewöhnliche Bauweise, den blitzschnellen Filmtransport und den präzisen, gekuppelten Entfernungsmesser.


Voigtländer Vito IIa

Die kleine Schwester der Vitessa war in den beginnenden 50er Jahren die Voigtländer Vito IIa.  Die Qualität der Kamera reicht bei weitem nicht an die der Vitessa, Retina oder Contessa heran. Das liegt nicht an der recht guten Voigtländer-Optik, vielmehr ist die gesamte Konstruktion etwas schwach ausgelegt, so dass die Fixierung des Objektivs im Laufe der Jahre immer wackeliger wird. Ähnlich wie bei den Zeiss Ikon Klappkameras muss der Verschluss mit einem separaten Hebel am Objektiv gespannt werden. Der Filmtransport erfolgt über einen gut erreichbaren Schnellspannhebel auf der Kamerarückseite. Trotz ihrer kleinen Mängel ist die Vito schon wegen ihres guten Aussehens eine Bereicherung jeder Sammlung.


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