Spiegelreflexkameras
Was ist eigentlich eine Spiegelreflexkamera?
Wie schon der Name sagt, kommt ein Spiegel darin vor und der reflektiert etwas. Und zwar den Lichtstrahl der durch das Objektiv kommt, über ein Pentaprisma in Richtung Suchereinblick. Warum dieser Aufwand? Weil durch diese „spiegelei“ das Sucherbild aufrecht und seiten-richtig erscheint, egal welches Objektiv gerade verwendet wird. Beim Belichten des Filmes wird der Spiegel hochgeklappt und der Kameraverschluss öffnet sich. Hier als Beispiel ein Querschnitt durch die Contaflex I, die erste Westdeutsche Spiegelreflexkamera mit Zentralverschluss und Vorwahlspringblende, d.h. die Blende wird vorgewählt und springt im Moment der Belichtung auf den eingestellten Wert. Der Vorteil daran ist, dass das Sucherbild stets gleichmäßig hell erscheint.
Die ersten Spiegelreflexkameras gab es bereits in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Zunächst als zweiäugige Kameras wie die Rolleiflex der Fa. Franke & Heidecke, oder die Ikoflex der Fa. Zeiss Ikon. Bei diesen Kameras waren Sucher- und Aufnahmeobjektiv getrennt, der Suchereinblick erfolgte über einen obenliegenden Lichtschacht.
Hier ein Schema zur Verdeutlichung: Während bei der Reflexkamera (hier einäugig) mit Lichtschachtsucher das Bild zwar aufrecht, aber seitenverkehrt erscheint, ist bei der Kamera mit Pentaprisma optisch alles an seinem richtigen Platz. Ein weiteres Merkmal ist die Art des Verschlusses. Hierbei wird unterschieden zwischen Zentral- oder Schlitzverschluss. (Andere Verschlussarten, z.B. Walzenverschluss, kommen in der Praxis kaum vor).
Als Beispiel ein Synchro-Compur Zentralverschluss wie er auch in ähnlicher Bauform an der Contaflex verwendet wird. Bei allen Zentralverschlüssen springen kreisförmig angeordnete Lamellen beim Auslösen von innen nach außen (ähnlich der Irisblende) und wieder zurück. Dabei wird bei jeder Belichtungszeit die volle Objektivöffnung freigegeben, was bei der Arbeit mit dem Blitzgerät Vorteile bringt. Ein weiteres Plus ist der relativ günstige Preis dieser Bauart.
Beim Schlitzverschluss werden, wie beim Bild nebenan, zwei Vorhänge in kurzem Abstand hintereinander an der Filmfläche vorbeigezogen. Der zeitliche Abstand bestimmt dabei die Verschlusszeit. Die größten Vorteile der Schlitzverschlusskameras sind die Einfachheit des Objektivwechsels, der seitens der Brennweite kaum Beschränkungen unterliegen und die Möglichkeit Zeiten schneller als 1/500 sec zu erreichen.
Die Nachteile: ziemlich aufwändige Konstruktion (vor allem die Genauigkeit der Vorhangsteuerung), schnell in eine Richtung bewegte Massen (führen gerne zu Verwacklungen), Blitzsynchronisation nur mit relativ langen Zeiten möglich.(1/30-1/60sec)
Wie sich im Lauf der Jahre herausstellte, war und ist die Schlitzverschlusssteuerung die optimale Lösung selbst in heutigen Digitalreflexkameras. Die ursprüngliche Konstruktion mit horizontal ablaufenden Gummitüchern wurde fast generell durch einen vertikalen Metallverschluss verdrängt. Der Zentralverschluss spielt nur noch bei Mittelformatkameras eine Rolle, wobei er in das zu wechselnde Objektiv integriert ist.
Hier die weltweit erste Spiegelreflex Kamera mit Zentral Verschluss und Vorwahl Springblende, die Contaflex I hier mit angebautem Teleskop. Vorgestellt im Jahr 1954 sorgte sie durch ihre solide Konstruktion, die Offenblenden-Automatik und dem hellen Sucherbild für recht gute Verkaufserfolge.
Nachteilig aus Sicht vieler Käufer war, dass keine Wechselobjektive vorgesehen waren. (1955 kam der hier mit abgebildete Teleskopvorsatz der ungefähr 80mm Brennweite ergab)
Dieses Manko wurde erst mit den Nachfolgemodellen Contaflex III und IV mit Hilfe der Satzobjektive geändert.
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