Citroën Pluriel
Auf dieser Seite geht es um eines der flexibelsten Automobile das jemals in einer größeren Stückzahl gebaut wurden: den Citroën Pluriel.

Schon aus der Konzeptstudie „Lumiere“ (frz: Licht) die im Jahre 1998 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt wurde, konnte die vorgesehene Formensprache für die geplanten Kleinwagen Citroën C3 und C2 abgelesen werden.
Fahrzeuge mit relativ kurzem Vorderwagen, großzügigem Platzangebot im Passagierabteil und markanten Front- und Heckleuchten sollten Citroën im lukrativen Marktsegment unter der Regie von Peugeot wieder zu mehr Eigenständigkeit und Umsatz verhelfen. Der ab dem Jahre 2001 in Serie gefertigte C3 kam diesem Konzept sehr nahe und wurde mit über 2 Millionen Stück ein beachtlicher Erfolg.

Auf der Frankfurter Automobilausstellung wurde 1999 der Pluriel als ein neues Konzept vorgestellt . Dieser Forschungsprototyp zeigt die Styling-Prinzipien eines modularen Autos, das eventuell in der Zukunft seinen Platz in der Citroën-Palette findet. Der Pluriel soll in keine der klassischen Fahrzeugkategorien eingezwängt werden. Als ein Fahrzeug mit außerordentlicher Variabilität kann er seine Karosserieform ändern um sich an eine Vielzahl von Verwendungszwecken anzupassen.

Der Pluriel verwandelt sich nach den Wünschen seines Besitzers von einer Limousine zur Cabriolet-Limousine, zum Cabriolet, einem offenen Pick-Up oder einen Spider. Bei jeder Variante ist ein ausreichend großer Kofferraum vorhanden.
Bei geschlossenem Stoff-Schiebedach ist der Pluriel ein Wagen für jedes Wetter und absolut Wintertauglich. Selbst ein Dachgepäckträger kann auf die abnehmbaren Längsholme montiert werden. Interessant ist auch die unterschiedliche Gestaltung der Seitenflächen der Konzeptstudie.
Der Pluriel von 1999 ist ein Forschungsprototyp, der die Aspekte mehrerer Fahrzeuge in einem vereint. Kaum ein Besucher der Frankfurter Automobilmesse konnte glauben dass dieses Modell jemals in Serie gebaut werden sollte. Jedoch: ab 2003 konnte der gegenüber der Studie nur wenig geänderte Pluriel für einen Preis von 15.990 Euro bestellt werden.
Nun zu meinen persönlichen Erfahrungen mit dem putzigen Transformer:

Als im Jahre 2008 ein neues Fahrzeug angeschafft werden musste, sollte es zunächst ein Citroën C1 sein. Jedoch erwies sich der zur Probe gefahrene Kleinstwagen als wirklich zu klein. Auch dass nur ein rau laufender 3-Zylindermotor eingebaut war führte nicht zur Kaufentscheidung. Zum Glück standen auf dem Hof des örtlichen Citroën Händlers drei gebrauchte Pluriel. Der Blaue bot die meisten Extras und war mit knapp 28.000 km auch noch nicht viel unterwegs gewesen. Rote Nummernschilder montiert und ab ging es zur Probefahrt. Nach zähen Verhandlungen wurde ich für knapp 9000.- Euro der stolze Besitzer eines guten, gebrauchten Pluriels.

Im Lauf der Jahre erwies sich der kleine Citroën als erfreulich robuster Weggefährte. Natürlich war hier und da etwas zu reparieren, die Dachkonstruktion selbst zeigte sich von ihrer besten Seite und gab bis 2016 keinen Anlass zur Klage. Am meisten Spaß macht das Auto nach dem Umbau zum „Spider“. Durch den Wegfall der schweren Dachholme (15 kg/Stück) und das im Kofferraumkeller geklappte Dach wird der Schwerpunkt des Pluriel deutlich nach unten verlagert. Zusammen mit der Tieferlegung des Fahrwerks (das war schon so!) kamen trotz einer Motorleistung von nur 73 PS fast schon Sportwagengefühle auf.

Auch vor großen Reisen schreckt der knuffige Kleinwagen nicht zurück. Nachdem die Kinder nicht mehr mit in Urlaub fahren wollten/mussten, konnte anstelle des Familienkombis das kleine Cabrio benutzt werden. Zwei Urlaubsreisen in die Bretagne wurden ohne größere Schäden absolviert. Einziger Verlust zwei Tage vor der Heimfahrt war der hintere linke Fensterheber. Die Seilzugkonstruktion gab ihren Geist auf. Um mit geschlossener Scheibe fahren zu können erwies sich ein zugeschnittener Weinkorken als hilfreich. Zwischen Scheibe und Fenstergummi geklemmt verhinderte er über 1500 km erfolgreich ein herabrutschen des Seitenfensters. Glas und Gummi haben die Fahrt schadlos überstanden. Zuhause war der Tausch der Seilzüge kein Problem.
Für Urlaubsfahrten mit zwei Personen ist der Gepäckraum des Citroën völlig ausreichend. Der Benzinverbrauch pendelt sich auf den französischen Landstraßen bei ca. 5,8 l/100km ein. Und es macht einfach nur Freude für jedes Wetter das richtige Auto dabeizuhaben.
2016 kam es auch bei meinem Pluriel zum Dachkollaps. Ein verschlissenes Antriebszahnrad und ebenso alte „Zahnseile“ die die Dachbewegung ermöglichen, konnte oder wollte mein örtlicher Citroën-Händler nicht austauschen. Hilfe fand ich in Nordfrankreich wo sich die Garage SB AUTOS 59 rührend um die Dachprobleme der kleinen Cabriolets kümmert.
Ein verlängertes Wochenende wurde sinnvoll genutzt. Einen halben Tag dauerte die Reparatur, die im Kreise einiger ebenso hilfsbedürftiger Pluriel-Fahrer/innen ebenso interessant wie kurzweilig war. Anschließend blieben noch fast drei Tage um mit einwandfrei funktionierendem Dach Lille, Gent, Brügge und den belgischen Strand zu erkunden.

Nach knapp 250.000 Kilometern war es Anfang 2019 dann doch soweit: Eine defekte Zylinderkopfdichtung ließ das Kühlwasser in den Ölkreislauf, der Motor ging fest. Kurz vorher fing das Getriebe an, seltsame Geräusche zu machen also stand der Entschluss fest: Unsere „Arielle“ war leider nicht mehr zu retten. Als brauchbaren Ersatz fand ich per Internet eine nur 70.000 Kilometer gelaufene, gleichfalls Lucia-Blaue Nachfolgerin. „Bellatrix“ wie sie getauft wurde, kam aus Leipzig und war bevor sie bei uns landete, ca. 1 Jahr in einem feuchten Hinterhof unter einem Laubbaum (Linde?) geparkt worden. Es dauerte einige Zeit den erdigen Geruch und alle Blätterreste aus der Karosserie zu entfernen, aber seitdem hat sie bis auf wenige Kleinigkeiten unter Beweis gestellt dass der kleine Citroën ein robustes Fahrzeug ist.
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